Kann CBD Psychosen auslösen? Eine kritische Betrachtung
Cannabidiol (CBD) erfreut sich zunehmender Beliebtheit als natürliches Mittel gegen Stress, Schlafprobleme, Schmerzen und Angstzustände. Im Gegensatz zum berauschenden THC (Tetrahydrocannabinol) wird CBD meist als unbedenklich eingestuft. Dennoch taucht gelegentlich die Sorge auf: Kann CBD Psychosen auslösen? Oder vielleicht sogar vor ihnen schützen?
In diesem Artikel klären wir, was die aktuelle Forschung dazu sagt.
Was ist eine Psychose?
Eine Psychose bezeichnet einen Zustand, in dem Betroffene den Bezug zur Realität verlieren – häufig verbunden mit Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Denkstörungen oder schwerer Desorientierung. Psychosen können akut auftreten oder chronisch verlaufen, wie etwa bei Schizophrenie. Die Ursachen sind vielfältig: genetische Veranlagung, traumatische Erfahrungen, Drogenkonsum, neurologische Veränderungen oder auch extreme Stressbelastungen.
CBD im Gegensatz zu THC
THC, der psychoaktive Hauptwirkstoff von Cannabis, steht seit Langem im Verdacht, Psychosen auslösen oder verschlimmern zu können – insbesondere bei jungen Menschen mit genetischer Veranlagung. Es kann in hohen Dosen paranoide Gedanken, Angstzustände und psychotische Symptome hervorrufen.
CBD hingegen wirkt nicht psychoaktiv. Im Gegenteil: Viele Studien deuten darauf hin, dass CBD sogar eine antipsychotische Wirkung haben könnte.

Was sagt die Wissenschaft?
CBD als antipsychotische Substanz
Mehrere Studien haben untersucht, ob CBD psychotische Symptome lindern kann:
Eine Studie aus dem Jahr 2012 (Leweke et al.) zeigte, dass CBD bei schizophrenen Patienten ähnlich wirksam war wie das Antipsychotikum Amisulprid – bei besserer Verträglichkeit.
In einer randomisierten Studie von 2018 wurde CBD als Zusatztherapie zu herkömmlichen Antipsychotika eingesetzt. Die Ergebnisse zeigten eine Reduktion positiver Symptome (z. B. Wahn oder Halluzinationen).
Auch in Tiermodellen zeigte CBD wiederholt neuroprotektive und angstlösende Effekte.
CBD in der Psychiatrie: Unterstützend, aber nicht alleintherapierend
Trotz vielversprechender Ansätze ist CBD (noch) kein zugelassenes Medikament gegen Psychosen. Die Forschung steht zwar auf einem guten Weg, aber die Studienlage ist nicht abschließend. Es wird intensiv untersucht, ob CBD als Zusatztherapie in der Psychiatrie eingesetzt werden kann – besonders bei frühen psychotischen Episoden oder als Alternative bei Nebenwirkungen klassischer Neuroleptika.
Kann CBD Psychosen auslösen?
Nach aktuellem Wissensstand: Sehr unwahrscheinlich.
Es gibt keine wissenschaftlichen Belege, dass CBD allein bei gesunden Personen Psychosen auslöst.
In klinischen Studien, selbst bei hohen Dosen (z. B. 600–1500 mg/Tag), wurde kein Zusammenhang zwischen CBD und psychotischen Symptomen festgestellt.
Das Risiko besteht eher bei verunreinigten Produkten, die THC-Rückstände enthalten. Daher ist die Wahl eines seriösen Herstellers entscheidend.
Vorsicht bei Vorerkrankungen und Mischkonsum
Trotz der günstigen Datenlage gilt:
Menschen mit einer bestehenden oder familiären Neigung zu Psychosen sollten die Anwendung von CBD mit ärztlicher Begleitung besprechen.
Mischkonsum mit THC-haltigen Produkten kann das Risiko erhöhen – nicht das CBD selbst, sondern das enthaltene THC.
Auch die Wechselwirkungen mit Psychopharmaka sollten beachtet werden.
Fazit
CBD gilt aktuell nicht als Risikofaktor für Psychosen, sondern wird in der Forschung sogar als potenziell antipsychotisch wirksame Substanz untersucht. Anders als THC wirkt es nicht berauschend, sondern eher beruhigend, angstlösend und entzündungshemmend. Die bisherige Studienlage spricht dafür, dass CBD sicher in der Anwendung ist, sofern es korrekt dosiert und in reiner Form eingenommen wird.
Wichtig: Wer an einer psychischen Erkrankung leidet oder psychotische Symptome zeigt, sollte CBD nicht auf eigene Faust einsetzen, sondern stets mit Ärzt*innen sprechen.