Warum erhöht Cannabis den Appetit?
Viele Menschen kennen den Effekt: Nach dem Konsum von Cannabis stellt sich oft ein starkes Hungergefühl ein, auch bekannt als „Munchies“. Doch warum führt Cannabis zu dieser Appetitsteigerung? Die Antwort liegt in der Art und Weise, wie Cannabis mit dem körpereigenen Endocannabinoid-System interagiert.
1. Das Endocannabinoid-System und seine Rolle
Das Endocannabinoid-System (ECS) ist ein komplexes Netzwerk aus Rezeptoren, das zahlreiche Prozesse im Körper reguliert, darunter auch Hunger und Stoffwechsel. Die Hauptrezeptoren, CB1 und CB2, spielen dabei eine zentrale Rolle.
CB1-Rezeptoren befinden sich hauptsächlich im Gehirn und beeinflussen das Hungergefühl.
CB2-Rezeptoren sind überwiegend im Immunsystem aktiv, haben aber eine geringere Rolle beim Appetit.
2. Die Wirkung von THC auf den Appetit
Tetrahydrocannabinol (THC), der psychoaktive Hauptbestandteil von Cannabis, bindet sich an die CB1-Rezeptoren im Gehirn und verändert so die Signalübertragung. Dadurch werden mehrere Mechanismen ausgelöst, die den Appetit steigern:
Erhöhte Ausschüttung von Dopamin: THC verstärkt die Ausschüttung des „Glückshormons“ Dopamin, wodurch Essen noch angenehmer erscheint.
Beeinflussung des Hypothalamus: Der Hypothalamus, das Hungerzentrum im Gehirn, erhält durch THC verstärkte Signale, die das Hungergefühl auslösen.
Veränderung der Geruchs- und Geschmackswahrnehmung: Studien zeigen, dass THC das Riechzentrum stimuliert, wodurch Gerüche intensiver wahrgenommen und Speisen attraktiver erscheinen.
Blockierung des Sättigungsgefühls: Normalerweise sorgen bestimmte Hormone, wie Leptin, dafür, dass wir uns satt fühlen. THC kann diesen Prozess hemmen und das Sättigungsgefühl hinauszögern.

3. Medizinische Anwendung zur Appetitanregung
Aufgrund dieser appetitsteigernden Wirkung wird Cannabis auch medizinisch eingesetzt. Besonders für Patienten mit:
Krebserkrankungen (z. B. nach einer Chemotherapie)
HIV/AIDS (zur Bekämpfung von Gewichtsverlust)
Essstörungen wie Anorexie
Chronischen Erkrankungen mit Appetitlosigkeit
Fazit
Cannabis beeinflusst das Endocannabinoid-System, indem es CB1-Rezeptoren aktiviert und Hunger-Signale verstärkt. Die veränderte Wahrnehmung von Geschmack und Geruch sowie die verstärkte Dopaminausschüttung tragen zusätzlich zur typischen Heißhungerattacke bei. Diese Eigenschaften machen Cannabis nicht nur zu einer Freizeitdroge, sondern auch zu einem wertvollen medizinischen Hilfsmittel zur Behandlung von Appetitlosigkeit.